BAUGRUPPEN
Baugruppen sind die häufigste Rechts- und Organisationsform gemeinschaftlicher Wohnprojekte in Berlin. Die Auswertung der Netzwerkagentur erfasst 115 Baugruppenprojekte, die über die letzten 15 Jahren insgesamt 2.762 Wohneinheiten errichteten.
Baugruppen gibt es in allen Größen. Das Spektrum reicht von vier bis 220 Wohnungen. Im Schnitt haben die Berliner Baugruppen 24 Wohneinheiten, wobei die Hälfte aller Baugruppenprojekte deutlich kleiner ist. Die meisten Projekte finden sich in der östlichen Innenstadt wo es entlang der der ehemaligen Mauer noch zahlreiche bezahlbare Baulücken gab.
Andernorts auch Baugemeinschaften genannt hat sich in Berlin der Begriff der Baugruppe etabliert. Damit wird eindeutig eine bestimmte Form der Eigentumsorganisation gemeinschaftlichen Wohnens beschrieben. Baugruppen planen und bauen - wie der Name ausdrückt - gemeinsam. In der Planungs- und Bauphase organisieren sie sich meist als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) und bilden in der Wohnphase Privateigentum als Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG).
Baugruppen bestehen vor allem aus jungen Familien. Oft sind die Architekt:innen zugleich Bewohner:innen. Viele Projekte haben auch kleine Wohnungen für einzelne Mitglieder oder weil damit Mietwohnungen und Anpassungsoptionen für das Alter geschaffen werden.
Diese Neubauprojekte tragen zur städtebaulich sinnvollen Innenverdichtung bei und haben neue architektonische Standards gesetzt. Typisch ist, dass die Selbstnutzer:innen die Grundrisse sehr individuell gestalten und verschiedene Experimente wagen, sei es in der ökologischen Ausrichtung, Nutzungsmischung oder Fassadengestaltung. Aufgrund der mit dem Zuzug meist wohlhabender Menschen verbundenen Aufwertung und Umstrukturierung bestehender Kieze haben diese Projekte teilweise auch Abwehr und Gentrifizierungskritik hervorgerufen.